«Drei Dinge liegen mir an der Dermatologie besonders am Herzen», sagt Curdin Conrad. Er ist nicht nur Vorstandsmitglied und Vizepräsident der SGDV sondern auch Leiter der Kommission für Bildung und Forschung und Leiter der Kommission Facharztexamen. Beide Kommissionen hat Conrad in den letzten Jahren von Grund auf reorganisiert. Nächstes Jahr will er seine Ämter bei der SGDV ablegen, mit einem guten Gewissen, wie Conrad sagt.

Curdin Conrad ist in Zürich aufgewachsen, wo er seine medizinische Ausbildung, sein Nachdiplomstudium in Experimenteller Medizin und Biologie und den Facharzttitel abgelegt hat. Für die Dermatologie hat Conrad sich entschieden, weil er hier die Option hatte Klinik und Forschung zu kombinieren. «Abgesehen davon, dass mich der Aspekt des visuellen und die vielen Details in der Dermatologie von Anfang an gereizt haben», so Conrad. Nach einem zweijährigen SNF-Postdoktorandenstipendium in der Abteilung für Immunologie am MD Anderson Cancer Center in Houston (USA) ist Conrad 2011 nach Lausanne gekommen und geblieben. «Unter anderem wurde mir damals eine Stelle am CHUV angeboten, allerdings war mein Französisch eher von der schlechten Sorte», sagt Conrad und fügt hinzu: «Nach Feierabend sass ich oft mit meinem «Dictionnaire» bis spät abends noch am Schreibtisch.» Heute ist Conrad Stellvertretender Klinikleiter der Dermatologie und Venerologie am Universitätsspital in Lausanne. Die Ambulanz hat er zusammen mit Michel Gilliet neu organisiert und zu einer wichtigen Institution gemacht. Conrad fühlt sich in Lausanne sehr wohl, auch weil er hier seine drei Herzensangelegenheiten unter einen Hut bringt: Die Lehre, die Klinik mit dem Ambulatorium und die Forschung.

Besonderes Interesse an entzündlichen Hauterkrankungen

Sein Interesse und Wissen auf dem Gebiet der Psoriasis führten dazu, dass Conrad mit Unterstützung von Michel Gilliet vor 12 Jahren in Lausanne das Psoriasis Zentrum gründete, welches heute auch international anerkannt ist. Zahlreiche klinische Studien wurden von Conrad initiiert oder auf internationaler Ebene durchgeführt.

«Es ist absolut faszinierend zu sehen wie Forschung, die wir mitbetrieben haben, jetzt in der Klinik Anwendung findet»,

so Conrad. Die Psoriasis begleitet ihn seit über 20 Jahren, obwohl er nur zufällig auf diese entzündliche Hautkrankheit gestossen ist. Conrad hat grundlegend zum heutigen Verständnis der Pathogenese der Psoriasis beigetragen und mehrere wissenschaftliche Auszeichnungen für seine Grundlagen-und translationale Forschung erhalten. Vor Kurzem wurde ihm am Weltkongress in Singapur der Alfred Marchionini- Preis verliehen. Als Ratsmitglied des International Psoriasis Council (IPC) und als Vorstandsmitglied der European
Society for Dermatological Research (ESDR) engagiert sich Conrad weiter. «Ich finde es spannend, auf europäischer und globaler Ebene Einfluss nehmen zu können, Kooperationen aufzubauen und junge Fachärzte und Wissenschaftler zum Beispiel mit einem Leadership Development Course motivieren zu können», sagt Conrad und weiter: «Sie sind die Zukunft der Dermatologie!».

Vor einem Jahr hat Conrad zusätzlich noch das Amt des Secretary Treasurer im ESDR übernommen, was ihn aber nicht davon abhält sich weiterhin für die jungen Fachärzt:innen einzusetzen. «Die jungen Ärzte müssen aktiv einbezogen werden und diejenigen, welche die Motivation besitzen neben der Klinik noch Forschung zu betreiben, müssen unbedingt aktiv gefördert werden», so Conrad.

Hohes Ausbildungsniveau

Mit viel Überzeugung setzt sich Conrad seit Jahren als Leiter der Kommission Facharztexamen für eine qualitativ hochwertige Ausbildung von zukünftigen Dermatolog:innen ein. Bis ins Jahr 2000 wurde den Kandidat:innen der Facharzt der Dermatologie und Venerologie noch ohne Prüfung gewährt. Erst später wurde die mündliche und dann auch die schriftliche Prüfung obligatorisch. Zur Ablegung der schriftlichen Prüfung wurden die Facharztkandidat:innen zunächst nach Deutschland geschickt. «Dieses schriftliche Examen war nicht auf die Schweizer Ausbildung der Dermatolog:innen ausgerichtet und qualitativ eher ungenügend», so Conrad. Vor fünf Jahren hat Conrad zusammen mit Maya Wolfensperger und Laurence Feldmeyer die Schweizer Variante der schriftlichen Prüfung ins Leben gerufen. «Bei der Facharztprüfung geht es nicht darum, den jungen Kolleg:innen Steine in den Weg zu legen, sondern darum diejenigen rauszufiltern, die eine potenzielle Gefahr für Patienten bilden.

Hierfür wurde eine objektiv beurteilbare Prüfung gefordert», erklärt Conrad die Idee hinter den 100 schriftlichen Fragen. Auch als Leiter der Kommission für Bildung und Forschung hat Conrad grosses Engagement gezeigt. Im Weiterbildungsprogramm war eine Überarbeitung mehr als fällig. Laut Conrad haben Schwerpunkte gefehlt, die obligatorischen Kurse waren nicht langfristig organisiert, und die Dermatologie musste gewisse Bereiche, wie beispielsweise die gezielten Immuntherapien, auch politisch gegenüber anderen Fachrichtungen verteidigen. Beide Kommissionen sind jetzt reorganisiert. Conrad sieht seine Arbeit als abgeschlossen und gibt die Leitung der Kommissionen in einem Jahr mit ruhigen Gewissen (und gerne) weiter.

Eine aufregende Zeit neigt sich dem Ende zu

2024 wird Curdin Conrad auch aus dem Vorstandsausschuss der SGDV austreten. Er ist als Vizepräsident eingesprungen und hat Daniel Hohl das letzte Jahr begleitet und wird dieses Amt mit dem President Elect Michael Geiges noch ein Jahr fortführen. Danach schliesst sich für Conrad eine Tür, aber bei seinem grossen Engagement öffnen sich bestimmt gleich mehrere neue Türen. Für die SGDV wünscht sich Conrad weiterhin politische Stärke, eine gute Mischung aus Jung und Alt wie auch aus Niedergelassenen und Spitalärzten. Besonders wichtig findet Conrad die weitere Förderung und den Einschluss der jungen Generation, wie dies mit der SYD schon ein Stück weit umgesetzt wurde. Aber auch die weitere Vernetzung aller Dermatolog:innen, mit dem Ziel als Gemeinschaft eine grössere «Voice» zu erhalten. «Die Kollegialität und der Spass soll dabei unbedingt weiter beibehalten werden», so Conrad.