Optimale statt maximale Medizin

Optimale statt maximale Medizin

Seit einigen Jahren hat sich auch die Ärzteschaft neben ihren medizinischen Kernkompetenzen zunehmend mit Kosten- und Qualitätsfragen zu beschäftigen. Die Schweiz verfügt über ein erwiesenermassen sehr gutes Gesundheitssystem, aber die Kosten steigen kontinuierlich, was vielen Menschen in der Schweiz Sorge bereitet. Die steigenden Gesundheitskosten haben v.a. zu tun mit der immer älter werdenden Bevölkerung, dem Bevölkerungswachstum, den medizinischen Möglichkeiten und in bestimmten Bereichen kann auch eine gewisse Überversorgung zur Kostensteigerung beitragen.

Auf Initiative der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) bzw. der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) wurde nach dem Vorbild der Kampagne aus den USA die „Smarter-Medicine-Kampagne“ in der Schweiz lanciert. Die Basis von «Smarter Medicine» bilden sogenannte Top-5-Listen: Jede klinische Fachrichtung definiert fünf medizinsche Massnahmen, auf die in der Regel verzichtet werden kann bzw. sogar unnötig sind. Die Listen sollen Qualitäts-, Sicherheits- und Kostenbewusstsein innerhalb der Ärzteschaft fördern.

Mit Blick auf den steigenden Kostendruck und die patientengerechte medizinische Versorgung trägt die Schweizerische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie diese sinnvolle Kampagne mit und hat eine Top-5-Liste entwickelt mit Empfehlungen für Behandlungen, bei denen genau hingeschaut werden muss, ob sie wirklich sinnvoll sind oder nicht. Die Liste soll Qualitäts-, Sicherheits- und Kostenbewusstsein innerhalb der Ärzteschaft fördern.

Top-5-Liste für Dermatologie und Venerologie

  1. Ausser ein Patient hat zusätzliche Risikofaktoren, ist bei einem operativen Eingriff an der Haut keine Antibiotikaprophylaxe notwendig.
  2. Bei dermatochirurgischen Eingriffen ist in der Regel das Absetzen der Antikoagulation nicht nötig
  3. Vor einer Pilzbehandlung bei Nagelpilzverdacht sollte die Art des Pilzes mikrobiologisch bestimmt werden
  4. Entzündliche Dermatosen sind vorrangig mit topischen (äusserlichen) und nicht mit systemischen Kortikosteroiden zu behandeln
  5. Serologische Tests zur Diagnostik von Herpes-simplex-Virus-Infektionen der Haut sind zu vermeiden